DIE LEIDER-NICHT-ERFOLGSSTORY
Der perfekte Motor.
Sparsam, langlebig und vor allem umweltschonend.
In jahrelangen Tüfteleien haben die Elsbetts in einem kleinen Ort in der Nähe von
Nürnberg an diesem Traum gearbeitet:
Ende der 70er Jahre glaubte man sich am Ziel. Die Konstrukteure hatten einen Dreizylindermotor entworfen, der statt mit Benzin oder Diesel mit Pflanzenöl läuft.
Das Revolutionäre und Einzigartige beim Elsbett-Motor liegt in der Tatsache, daß hier eine Technologie erfunden wurde, die maßgeschneidert ist für den Einsatz von kalt gepreßten Pflanzenölen - ganz ohne chemische Verarbeitung. Aus ökologischer Sicht ist der Elsbett-Motor ein technologischer Quantensprung. Es gibt Unmengen geeigneter Pflanzen, die als Rohstofflieferanten dienen können - egal ob Sonnenblumen, Raps oder Leinsamen - das daraus gepreßte Öl bringt den Motor zum Laufen. Auch die kleinräumigen Produktions- und Verarbeitungsmöglichkeiten bringen Vorteile. Überspitzt formuliert: Bauern könnten ihre Traktoren und Nutzfahrzeuge gleich direkt am Feld betanken.
Pflanzenöle sind weder giftig noch explosiv noch gefährden sie Wasser und Boden. Das Transportrisiko auf dem Weg zum Endverbraucher ist somit enorm entschärft, lange Transportwege entfallen ohnedies. Was Pflanzenöle darüber hinaus so unvergleichlich attraktiv macht, ist die Tatsache, daß sie CO2-neutral sind. Bei der Verbrennung des Pflanzenöls wird die gleiche Menge Kohlendioxid freigesetzt, die die Pflanze bei ihrem Wachstum verbraucht hat.
Wenn jeder den Naturstoff tanken würde, wäre das Auto bald nicht mehr der Umweltfeind Nummer eins. Autofahren könnte tatsächlich wieder Spaß machen. Zumal der Ökomotor auch technisch einiges drauf hat. Bei Vergleichsfahrten mit herkömmlichen Motoren konnte der Elsbett-Motor, was Verbrauch und Leistung angeht, bestens mithalten.
Trotz all dieser Vorteile ist der Elsbett-Motor auf der Strecke geblieben. Das Unternehmen der Erfinder hat mittlerweile sogar Konkurs anmelden müssen, der Konstruktionsbetrieb wurde eingestellt. Der Elsbett-Motor hat es nie geschafft, in Serie produziert zu werden. Die Hürden, die auf dem Weg zur Massentauglichkeit zu überwinden waren, stellten sich letztlich als zu hoch heraus. Für die Autoindustrie war der Elsbett-Motor gleich mit drei Hypotheken belastet: Das Projekt war lästig, gefährlich und risikoreich. Die Industrielobby sah keinen Grund, sich auf eine neue Technologie einzulassen, solange sich die hauseigenen Benzin- und Dieselwagen so vorzüglich verkaufen lassen. Und warum sollte man sich selbst mit einem Produkt Konkurrenz machen, das die gegenwärtigen Motorengenerationen mit einem Schlag als veraltete Schrottmühlen erscheinen läßt?
Der Rest ist schnell erzählt: Nachdem keiner der großen Konzerne den Elsbett-Motor produzieren wollte, versuchten sich die Erfinder selbst als Produzenten - und steuerten mit Vollgas in den Konkurs. Denn die Firma verfügte weder über das kaufmännische Know-How noch über die Infrastruktur, um gegenüber den Großen der Branche bestehen zu können. Die Elsbetts bauen also keine Motoren mehr, aber Resignation ist nicht angesagt. Im kleinen Rahmen rüsten sie herkömmliche Dieselmotoren auf Pflanzenölbetrieb um. Das hält die Technologie am Leben - zumindest solange, bis sich die Erkenntnis durchgesetzt hat, daß das benzin- und dieselbetriebene Auto ein Auslaufmodell ist und keine Zukunft mehr hat.
Der Elsbett-Motor ist auch im Internet vertreten: http://www.elsbett.com |