Dieselrusspartikel heizen Erde richtig auf
Dieselmotoren werden als Klimakiller kaum diskutiert
Wien (pte/08.07.2010/13:48) -
Russpartikel sorgen dafür, dass die Arktis und die Gletscher der Erde massiv
abnehmen. Zu diesem Schluss kommen Forscher des NASA Goddard Institute for Space
Studies. Einen wesentlichen Anteil daran haben Dieselmotoren in Fahrzeugen,
Baumaschinen und Schiffen. Eine Expertenrunde hat das Thema "Russpartikel
und Dieselfahrzeuge" im Rahmen einer Veranstaltung des VCÖ http://www.vcoe.at
diskutiert. "Russpartikel absorbieren das Sonnenlicht und tragen zur Erwärmung
der unmittelbaren Umgebung bei", so Umweltwissenschaftler Axel Friedrich im
pressetext-Interview.
Russpartikel lagern sich auch auf den weißen Eisflächen ab und
reduzieren die Reflexion des Sonnenlichts um bis zu 40 Prozent. Das führt zur
noch schnelleren Erwärmung des Eises und zum beschleunigten Abschmelzen des
Gletschers", meint Friedrich. "Ein weiterer Effekt ist die
Beeinflussung der Wolkenbildung und dadurch eine Veränderung der
Niederschlagsverhältnisse."
Russemissionen schlimmer als CO2
"Die Hauptverursacher von Russpartikeln sind Dieselmotoren", kommt
Friedrich zum Schluss. Das könne man etwa an den Eisflächen der Arktis -
sowohl dem grönländischen Inlandeis als auch dem Packeis - deutlich sehen.
"Auch in den Himalaya-Gletschern, die China zugewandt sind, ist eine
deutlich schnellere Schmelze zu beobachten." Eine solch schnelle Schmelze
sei durch den CO2-Anstieg allein nicht erklärbar.
Studien wie massiv die Russpartikel wirken, hat auch der Chemiker Urs
Baltensperger vom Labor für Atmosphärenchemie am Schweizer Paul Scherrer
Institut http://lac.web.psi.ch
durchgeführt. "Untersuchungen von Dieselruss in der Smogkammer und künstlichem
Licht haben deutlich gemacht, wie viel zusätzlicher Feinstaub durch die Atmosphärenchemie
hergestellt wird", so Baltensperger gegenüber pressetext. "Nach jüngsten
Erkenntnissen sorgen nicht nur die Emissionen selbst für die Bildung von
Feinstaub, sondern auch Gase, die sich zu Feinstäuben umwandeln." Mehr als
50 Prozent der Feinstäube werden sekundär hergestellt. Das weiß man auch von
Sulfiten aus dem Schwefeldioxid und Nitrate aus den Stickoxiden.
Gesundheitsschädliche Feinstaubbelastung
"Wir haben auch die Wirkung von Dieselruss auf lebende Lungenzellen
erhoben, um zu beurteilen, zu welchen Schädigungen es dadurch kommt", erklärt
Baltensperger. "Bereits bekannt ist die Tatsache, dass kleine
Feinststaubpartikel besonders schädlich sind." Eine Untersuchung der
Harvard University hat gezeigt, dass in Städten mit hoher Belastung mit
Partikel in der Größe von 2,5 Mikrometer die Sterblichkeitsrate um 26 Prozent
höher ist als in gering belasteten Städten.
"Die einzige Möglichkeit, diesem Problem Herr zu werden, ist eine
Verpflichtung zum Einbau eines Dieselpartikelfilters", meinen beide
Forscher übereinstimmend. In modernen Partikelfiltern werden 99,9 Prozent der
gefährlichen Partikel abgeschieden. "Es darf keinen Dieselneuwagen mehr
geben, der nicht mit einem solchen Filter ausgestattet ist", fordert
Baltensperger.
Die Kampagne "Rußfrei fürs Klima" http://www.russfrei-fuers-klima.de,
die von deutschen Umwelt- und Verbraucherschutzverbänden getragen wird, hat es
sich zum Ziel gemacht, die Öffentlichkeit von den negativen Klimawirkungen der
Dieselrussemissionen zu unterrichten und Maßnahmen zur Minderung einzufordern.
"Eine Reduzierung von Russ bringt nicht nur unmittelbaren Nutzen für den
Klimaschutz sondern auch für die Gesundheit insbesondere der Menschen in den
hoch belasteten Innenstädten", so Friedrich.
(Ende)