Asthmatiker in Tokio haben im
Rechtsstreit gegen die großen Autohersteller und den Staat nun
Recht bekommen. Sie machen vor allem die Dieselfahrzeuge für ihre
Erkrankung mitverantwortlich und hatten 1996 eine Klage beim
Kreisgericht von Tokio eingebracht. Nach jahrelangen zähen
Verhandlungen haben sie nun 7,7 Mio. Euro von den großen
Automobilherstellern Toyota, Honda und Nissan zugesprochen
bekommen, berichtet Nature in seiner Online Ausgabe.
Zu den 7,7 Mio. Euro Soforthilfe werden in den kommenden fünf
Jahren weitere 21 Mio. Euro für einen Gesundheitsplan
hinzukommen. Die japanische Zentralregierung und die
Stadtregierung von Tokio stocken den Betrag um weitere 38 Mio.
Euro für medizinische Hilfsprogramme auf. Seit Jahren wissen
Forscher, dass die Partikel, die vor allem von Dieselmotoren
emittiert werden, zu Atemwegserkrankungen führen. Am Schlimmsten
ist dies in der indonesischen Hauptstadt Djakarta, die zugleich
auch eine der schmutzigsten Megastädte weltweit ist.
Untersuchungen im Jahr 2002 hatten ergeben, dass die Luft derart
schlecht ist, dass jährlich mehr als eine Mio. Asthmaanfälle und
mehrere tausend Todesfälle zu verzeichnen waren.
Bereits 1998 hatten Forscher aus Schweden und Großbritannien
nachgewiesen, dass eingeatmete Dieselabgase bei gesunden Menschen
innerhalb kurzer Zeit zu akut-entzündlichen Prozessen in der
Lunge führen. Das Forscherteam um Ragnberth Helleday von der
Universitätsklinik in Umea hatte 15 gesunde Probanden in einer
Kammer eine Stunde lang Dieselabgasen ausgesetzt. Dabei handelte
es sich um Konzentrationen von 300 Mikrogramm pro Kubikmeter wie
sie in Tiefgaragen, Tunneln oder an stark befahrenen Straßen
auftreten. Bereits nach sechs Stunden entdeckten die Forscher
Zeichen einer akuten Entzündung: Die Zahl der Neutrophilen und
Lymphozyten war bis zu dreimal höher als vor dem Versuch. Die
Lungenfunktions-Parameter waren allerdings nicht verändert.
Wie dramatisch sich die Luftverschmutzung aber auf die gesamte
Gesundheit der Menschen auswirkt, zeigt eine Studie der Universität
Athen: Dort hatten Forscher um Evangelia Samoli und Klea
Katsouyanni die Sterblichkeits- und Gesundheitsdaten von 60 Mio.
Einwohnern aus insgesamt 34 Städten und Regionen Europas und
Israels untersucht. Die Untersuchung ergab, dass bereits eine Erhöhung
von zehn Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft mehr
Menschen sterben lässt. Bei 100 Mikrogramm erhöhte sich die
Sterberate um durchschnittlich vier Prozent.
Für die Wissenschaftler sind allerdings die ultrafeinen
Staubpartikel, die bei jedem Verbrennungsvorgang entstehen, am
schlimmsten. Das meint auch der Umwelttechniker Gerhard
Fleischhacker von CEF-Austria. Da diese Teilchen so klein sind,
dass die körpereigene Abwehr sie nicht mehr wahrnehmen kann, können
sie auch die Blut-Hirn-Schranke überwinden. "Einige Forscher
nehmen sogar an, dass sie erbgutschädigend sind", meint
Fleischhacker. Auch ein Zusammenhang mit der Entstehung von
Alzheimer und Parkinson könnte vorhanden sein. "Das Gefährliche
an den Partikeln ist, dass sie loses Konglomerat von Mikroteilchen
sind, in denen sich Schadstoffe wie Metalle, Schwermetalle oder
Gase einpacken", so Fleischhacker. Auch Bakterien oder Viren
können darunter sein, erklärt der Experte. (pte)
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