Brennstoffzellen-Busse

Kaum Schadstoffe, kein Lärm

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Der Fortschritt macht es möglich: Busse, die ausschließlich mit Wasser- und Sauerstoff angetrieben werden, und denen als einziger "Abgas" etwa ein Glas Wasser pro Kilometer entweicht. Am Dienstag unterzeichneten Transportminister Henri Grethen, Stadtbürgermeister Paul Helminger und Jos Sales, Vorsitzender der "Fédération luxembourgeoise des exploitants d'autobus et d'autocars" (FLEAA) im Transportministerium einen Vertrag mit DaimlerChrysler zum Erwerb von drei Brennstoffzellen-Bussen, die Anfang 2003 in Betrieb genommen werden. Das umweltorientierte ÖPNV-Projekt des Prototyps "Nebus" ("no emission bus" bzw. "new electric bus") kostet 150 Mio. F, wobei 50 Mio. F von der EU-Kommission und je 25 Mio. F vom Staat und von der Stadt Luxemburg finanziert werden. Die restlichen 50 Mio F. erklären sich durch den weiteren Kauf von drei herkömmlichen Bussen bei DaimlerChrysler seitens der FLEAA.

Forschungscharakterdes Projekts

Bei der Unterzeichnung handelt es sich um weitaus mehr als ein Kaufvertrag; es ist die Einbindung in ein vom Automobilhersteller initiiertes weltweites Pilotprojekt, mit dem Ziel, das alternative Energieprinzip auf Umweltfreundlichkeit, finanzielle Belastung und Umsetzbarkeit zu erproben. Zehn Städte aus acht EU-Ländern willigten mit dem jeweiligen Kauf dreier Busse in das Projekt ein. Über einen Zeitraum von zwei Jahren wird DaimlerChrysler folglich insgesamt 30 "Nebus"-Busse "auf Herz und Niere" prüfen. Die unterschiedlichen topographischen Begebenheiten der Städte (Barcelona, London, Reykjavik, Stockholm ...) bieten interessante Forschungsperspektiven. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Projektentwicklung werden die unterschiedlichen Gewinnungsquellen von Wasserstoff, aber auch von Methanol oder Erdgas sein. "Sogar Energieträger wie der flüssige Wasserstoffspeicher Methanol oder das Erdgas verursachen immer noch weniger Schadstoffe (beispielsweise in Form von Kohlenmonoxid-Emissionen) als Diesel oder Benzin", erklärte Manfred Schuckert von EvoBus GmbH, dem "Nebus"-Partner von DaimlerChrysler. Er führte weiter aus: "Die Gewinnung von Wasserstoff ist ein effizienter Prozess als solcher". Bei der Aufspaltung von Wasser (H20) werden exklusiv H2 (Wasserstoff) und 02 (Sauerstoff) freigesetzt. In südlicheren Ländern wie Spanien können Solarzellen den nötigen Strom für die Elekrolyse liefern, was im Sinne einer "Sonnen-Wasserstoff-Wirtschaft", also besonders ökologisch verträglich ist. Bislang investierte DaimlerChrysler insgesamt
1 Mrd. Euro in die Recherchen über den Brennstoffzellenantrieb.

Der Standort Luxemburg setzt den internationalen Konzern vor neue Aufgaben, da ein zu aufwändiges Beschaffen von Wasserstoff nur kontraproduktiv wäre. Letzterer soll hierzulande durch Methanol gewonnen werden, oder aber bei einer nahe gelegenen chemischen Fabrik eingekauft werden.

Kaum Schadstoffe, kein Lärm

Neben einem fast emissionsfreien Betrieb zeichnet sich der "Nebus" durch niedrige Geräuschwerte von maximal 75 Dezibel aus. Mercedes-Benz gibt an, der Fahrgast nehme lediglich Reifenrollgeräusche und den Elektromotor wahr.

Mit gefülltem Tank kann der "Nebus" ungefähr zweimal das gesamte Busnetz Luxemburgs (132 km) befahren. Ist die Straßenlage eben, und der Treibstoff-Verbrauch eher gering, dann muss der Busfahrer nämlich nur alle 200 bis 300 Kilometer gasförmigen Wasserstoff aus einer speziellen Zapfsäule tanken.

Im vorderen Teil des Busses, unmittelbar unter dem Dach, befinden sich neun Gaszylinder mit einem Füllvolumen von 40 Kilogramm Wasserstoff. 250 Kilowatt werden zum Antreiben des Fahrzeugs benötigt. Der maximale Fülldruck der Tanks beträgt 350 Bar, doch "es gehen keine zusätzlichen Gefahren davon aus", behauptete Manfred Schuckert.

Die Brennstoffzellen selbst werden in Vancouver (Kanada) entwickelt, wie Wolfgang Presinger von EvoBus GmbH berichtete. Er erläuterte, "Nebus"-Modelle seien bereits in den Jahren 1997, 1998 und 1999 zu Probefahrten in Luxemburg eingesetzt worden.

Die "Champions League"

Transportminister Henri Grethen führte aus, das Koalitionsabkommen, das der Regierungserklärung vom 12.8.99 beigefügt war, unterstreiche die Bereitschaft, neue Treibstoffquellen im öffentlichen Transport maximal zu fördern.

Stadtbürgermeister Paul Helminger verkündete, er sei stolz, dass Luxemburg zu den zehn am Projekt beteiligten Städten gehöre. Humorvoll fügte er hinzu, nun sei die Hauptstadt in der "Champions League" - und dies mit einer gleichberechtigten Anzahl von drei Bussen. Er verbinde viel Hoffnung mit den kostspieligen Forschungsfahrzeugen, jedoch habe die Umwelt keinen Preis.

Quelle: LW/cw