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Bei der Unterzeichnung handelt es sich um weitaus mehr als ein Kaufvertrag; es ist die
Einbindung in ein vom Automobilhersteller initiiertes weltweites Pilotprojekt, mit dem
Ziel, das alternative Energieprinzip auf Umweltfreundlichkeit, finanzielle Belastung und
Umsetzbarkeit zu erproben. Zehn Städte aus acht EU-Ländern willigten mit dem jeweiligen
Kauf dreier Busse in das Projekt ein. Über einen Zeitraum von zwei Jahren wird
DaimlerChrysler folglich insgesamt 30 "Nebus"-Busse "auf Herz und
Niere" prüfen. Die unterschiedlichen topographischen Begebenheiten der Städte
(Barcelona, London, Reykjavik, Stockholm ...) bieten interessante Forschungsperspektiven.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Projektentwicklung werden die unterschiedlichen
Gewinnungsquellen von Wasserstoff, aber auch von Methanol oder Erdgas sein. "Sogar
Energieträger wie der flüssige Wasserstoffspeicher Methanol oder das Erdgas verursachen
immer noch weniger Schadstoffe (beispielsweise in Form von Kohlenmonoxid-Emissionen) als
Diesel oder Benzin", erklärte Manfred Schuckert von EvoBus GmbH, dem
"Nebus"-Partner von DaimlerChrysler. Er führte weiter aus: "Die Gewinnung
von Wasserstoff ist ein effizienter Prozess als solcher". Bei der Aufspaltung von
Wasser (H20) werden exklusiv H2 (Wasserstoff) und 02 (Sauerstoff) freigesetzt. In
südlicheren Ländern wie Spanien können Solarzellen den nötigen Strom für die
Elekrolyse liefern, was im Sinne einer "Sonnen-Wasserstoff-Wirtschaft", also
besonders ökologisch verträglich ist. Bislang investierte DaimlerChrysler insgesamt
1 Mrd. Euro in die Recherchen über den Brennstoffzellenantrieb.
Der Standort Luxemburg setzt den internationalen Konzern vor neue Aufgaben, da ein zu aufwändiges Beschaffen von Wasserstoff nur kontraproduktiv wäre. Letzterer soll hierzulande durch Methanol gewonnen werden, oder aber bei einer nahe gelegenen chemischen Fabrik eingekauft werden.
Neben einem fast emissionsfreien Betrieb zeichnet sich der "Nebus" durch niedrige Geräuschwerte von maximal 75 Dezibel aus. Mercedes-Benz gibt an, der Fahrgast nehme lediglich Reifenrollgeräusche und den Elektromotor wahr.
Mit gefülltem Tank kann der "Nebus" ungefähr zweimal das gesamte Busnetz Luxemburgs (132 km) befahren. Ist die Straßenlage eben, und der Treibstoff-Verbrauch eher gering, dann muss der Busfahrer nämlich nur alle 200 bis 300 Kilometer gasförmigen Wasserstoff aus einer speziellen Zapfsäule tanken.
Im vorderen Teil des Busses, unmittelbar unter dem Dach, befinden sich neun Gaszylinder mit einem Füllvolumen von 40 Kilogramm Wasserstoff. 250 Kilowatt werden zum Antreiben des Fahrzeugs benötigt. Der maximale Fülldruck der Tanks beträgt 350 Bar, doch "es gehen keine zusätzlichen Gefahren davon aus", behauptete Manfred Schuckert.
Die Brennstoffzellen selbst werden in Vancouver (Kanada) entwickelt, wie Wolfgang Presinger von EvoBus GmbH berichtete. Er erläuterte, "Nebus"-Modelle seien bereits in den Jahren 1997, 1998 und 1999 zu Probefahrten in Luxemburg eingesetzt worden.
Transportminister Henri Grethen führte aus, das Koalitionsabkommen, das der Regierungserklärung vom 12.8.99 beigefügt war, unterstreiche die Bereitschaft, neue Treibstoffquellen im öffentlichen Transport maximal zu fördern.
Stadtbürgermeister Paul Helminger verkündete, er sei stolz, dass Luxemburg zu den zehn am Projekt beteiligten Städten gehöre. Humorvoll fügte er hinzu, nun sei die Hauptstadt in der "Champions League" - und dies mit einer gleichberechtigten Anzahl von drei Bussen. Er verbinde viel Hoffnung mit den kostspieligen Forschungsfahrzeugen, jedoch habe die Umwelt keinen Preis.
Quelle: LW/cw