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173-1 10.06.2007 10:04 Gerhard Moser

Betreff: Antwort - Diesel mit Partikelfilter, warum nicht?

Verehrter Herr Hanetseder!

Nach deutschen Zulassungs- und Verbrauchsstatistiken für 2006 stagniert der Durchschnittsverbrauch bei Diesel-PKW bei 6,5 Liter/100km  und ging bei Benzinern leicht zurück (7,4 Liter/100 km) Das entspricht einem Unterschied von 0,9 Litern auf 100 km. Dass Ihre Erfahrungen davon abweichen, mag damit zusammenhängen, dass Sie die Verbräuche älterer Fahrzeuge vergleichen. 

Ihrem Beitrag ist zu entnehmen, dass Sie weniger Verbrauch mit „umweltfreundlich“ gleichsetzen.  Egal was getankt wird, es sollte nur weniger sein.   

Es verwundert mich sehr, dass Sie wissenschaftliche Erkenntnisse über die gesundheitlichen Auswirkungen der von modernen Diesel-PKW emittierten kleinen Rußpartikel völlig ignorieren. Jene Feinstpartikel unter 2 Mikrometern, die teilweise jahrelang in den tiefsten Verästelungen der Lunge, im Bindegewebe, in den Lymphknoten, im Gehirn  verbleiben und infolge von Entzündungen zu schwersten Erkrankungen führen können. Partikelfilter sind lt. Forschung nicht in der Lage die meisten dieser kleinen Partikel zurückzuhalten. In Deutschland sterben nach Daten der EU-Kommission jährlich etwa 65000 Menschen durch die Inhalation von Feinstaub. Mehr als 90 Prozent des bodennahen und damit gesundheitlich relevanten Feinstaubs im unmittelbaren Bereich von Straßen bezieht sich auf die Partikelemission von Dieselfahrzeugen. Abgesehen von den im Vergleich zu benzinbetriebenen Fahrzeugen um 40 Prozent höheren Ausstoß von Stickoyiden, welche unter anderem für das bodennahe Ozon verantwortlich sind. 

Lungenkrebs ist mittlerweile die derzeit häufigste Krebsart bei Männern. Ich nehme an, Sie kennen niemanden, mit der Diagnose Lungenkrebs, eine in den meisten Fällen nicht heilbare Krebsart. Abgesehen vom Rauchen, das zumeist ein individuelles Risiko darstellt, kann man Dieselemissionen sehr schwer aus dem Weg gehen.     

Seit 1930 ist die tödliche Wirkung von Asbest bekannt. Der Zementlobby gelang es, ein Verbot 50 Jahre hinauszuzögern. Zu viele Leute glauben der Verharmlosung durch die Industrie und der unmittelbar davon abhängigen Politik. Zu viele Leute sehen nur die kurzfristige Ersparnis, ohne die Auswirkungen zu berücksichtigen oder erkennen zu wollen. Da spielen etwaige, meistens ohnehin nur marginalen technischen Vorteile nur eine untergeordnete Rolle.  

Es dürfte Ihnen als Dieselfahrer möglicherweise nicht mehr auffallen, aber man kann sich bald nirgends mehr aufhalten, ohne diesen penetranten Gestank in der Nase zu haben. Vielleicht wissen Sie auch nicht, dass sich viele Leute von diesem Gestank in ihrer Lebensqualität massiv beeinträchtigt fühlen. Ich denke, dass die persönliche Freiheit dort endet, wo die Rechte anderer beschränkt werden. D.h. Dieselfahren ist nicht zuletzt eine Sache der Ethik, also der Verantwortung anderer gegenüber, weil es nicht sein sollte, dass man andere dazu zwingt, den mit Abstand gefährlichsten Krebsrisikostoff der Luft einzuatmen. 

Ich nehme an, Ihre Affinität zu Dieselfahrzeugen beruht auch auf dem Aspekt, dass sehr viele Leute solche Fahrzeuge betreiben und es deshalb so schlecht nicht sein könne. Es gibt allerdings die Kollektivität des Irrtums, die vielleicht in solche Überlegungen einbezogen werden sollte.  

Vielleicht kennen Sie auch nicht die Erfahrungen von Besitzern von Dieselfahrzeugen mit Partikelfiltern die durch die Bordelektronik regelmäßig dazu aufgefordert werden, etwa 15 Minuten mit einer Motordrehzahl von ca. 2000 U/min zu fahren, damit die Partikelrückstände im Filter abgebrannt werden können.   

Stefan Pierer, KTM-Chef und Fahrzeughersteller sagt: „Ein Diesel gehört in einen Traktor, ein Diesel ist eine tickende Bombe, in moderne Autos gehören Ottomotoren“. 

Da sondersamerweise bei vielen Leuten gesundheitliche Nachteile durch finanzielle Vorteile bei weitem kompensiert werden, würde ich mir wünschen, diese Einstellung etwas kritischer zu hinterfragen, da gibt es sicher persönliche Entwicklungsmöglichkeiten.

Solange Diesel-PKW gekauft werden, ist auch jede CO2-Diskussion nicht wirklich ernst zu nehmen. Abgesehen, davon, dass die Verbrennung von Diesel mehr CO2 verursacht, als die gleiche Menge Benzin. CO2 erzeugt jeder Mensch jede Sekunde beim Ausatmen, C02 schädigt die Gesundheit im Gegensatz zu Dieselfahrzeugen nicht unmittelbar, sondern erst im Zusammenhang mit langfristigen ökologischen Veränderungen. Die Beschränkung von CO2 ist zweifelsohne eine wichtige Massnahme, die Prioritäten sollten jedoch überdacht, bzw. erweitert werden.    

Mit freundlichen Grüßen

Gerhard Moser