Beitrag
Nr. |
Datum: |
Zeit: |
Name: |
151 |
19.04.2005 |
14:33 |
Andy |
Betreff: Rußfilter
werden die Probleme nicht lösen
Auch Professor Reinhard Zellner, vom Institut für
physikalische Chemie der Universität Duisburg-Essen, bezeichnet Rußfilter in
einem Interview auf www.tagesschau.de als ungeeignet das Feinstaub-Problem zu
lösen.
"Rußfilter werden die Probleme nicht lösen"
Die Einführung von Rußfiltern wird vielerseits als Patentlösung für das
Feinstaub-Problem gesehen. Feinstaub-Experte Prof. Reinhard Zellner sieht das
anders: Gegen die besonders gesundheitsschädlichen kleinsten Partikel - die
so genannten Feinststäube - bringe der Rußfilter gar nichts. Im Gegenteil:
Diese würden sogar in noch höherer Konzentration ausgestoßen.
tageschau.de: Warum sind Sie skeptisch gegenüber dem Einsatz der Rußfilter?
Reinhard Zellner: Ich denke, dass der Filter Fortschritte bringen wird
in der generellen Belastung der Umwelt mit kohlenstoffhaltigen Rußpartikeln.
Das Problem ist jedoch, dass der Filter nur die groben Rußpartikel
rausfiltert. Die gesundheitlich relevanten Teilchen befinden sich jedoch in so
genannten Feinststäuben in einer Größenordnung unterhalb eines Mikrometers.
Die kriegt man mit den Rußfiltern nicht raus. Man muss sich das so
vorstellen: Wenn man ein weißes Tuch hinter ein Abgasrohr ohne Rußfilter hält,
dann sieht es hinterher schwarz aus. Benutzt man einen Rußfilter, dann bleibt
es fast weiß, denn man hat einen Großteil des Rußes rausgefiltert. Nur: Die
wirklich gefährlichen kleinsten Teilchen werden trotzdem ausgestoßen, sogar
in einer höheren Konzentration.
tageschau.de: Wie kommt es dazu?
Zellner: Das ist ein komplizierter physikalischer Vorgang. Man kann
sagen: Die Zahl der ausgestoßenen kleinen Teilchen wird noch größer, wenn
man ihnen die großen Partikel entzieht. Denn die kleinen Teilchen können
sich nicht mehr an die großen Partikel ranhängen. Mit großer
Wahrscheinlichkeit nimmt die Zahl der gefährlichen kleinen Teilchen also
weiter zu. Das wissen wir schon lange, und das weiß auch die Industrie schon
länger. Deshalb ist auch die Sinnhaftigkeit dieser Form von Filtration weiter
in Frage zu stellen.
tageschau.de: Wie kann die von Autos stammende Feinstaubkonzentration dann
gesenkt werden?
Zellner: Gegen den Feinststaub, der nach meiner Kenntnis relevant ist für
die gesundheitliche Wirkung, wird der Rußfilter nichts bringen. Daran wird
man nichts ändern können. Es ist ein grundsätzliches Problem, was man mit
Dieselmotoren hat. Ich sehe im Moment keine Möglichkeit, etwas gegen die
Feinststäube zu unternehmen. Da wird weiter geforscht. Generell gilt: Es muss
viel mehr gegen die kleinen Teilchen unternommen werden, nicht gegen die Großen.
tageschau.de: Was raten Sie dem Gesetzgeber?
Zellner: Ich halte die derzeitige Diskussion um die 50
Mikrogramm-Regelung für nicht richtig. Aber das liegt daran, dass das Gesetz
nicht den wissenschaftlichen Erfordernissen angepasst ist. Mit der Methode,
die der EU-Richtlinie zu Grunde liegt, sind die Feinststäube nicht erfassbar.
Da müsste man zu einer ganz anderen Messtechnik übergehen. Ganz simpel: Das
Gesetz ist ohne Berücksichtigung der neuesten Literatur gemacht worden.
Prof. Reinhard Zellner forscht unter anderem über Feinstäube an der
Universität Duisburg-Essen.
Das Interview führte Kristopher Sell.
Stand: 04.04.2005 18:33 Uhr
Grüße,
Andy