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113-1-2 20.06.2002 11:37 G. Moser

Betreff: Anwort - Beitrag zur Erhaltung der Umwelt

RE-Kommentar 113-1 - Dieselfahrer

Da Sie vermutlich mit der Äußerung "pubertär" nichts anfangen können, eine kurze Erklärung dazu: Darunter wird die Zeit der eintretenden Geschlechtsreife und ihren Auswirkungen verstanden, also jene Zeit, wo viele Jugendliche unter anderem so sehr mit sich selbst und ihrer Entwicklung beschäftigt sind, dass andere Dinge mitunter eher oberflächlich interpretiert werden. Diese Formulierung wird manchmal auch bei sogenannten "Erwachsenen" verwendet, wenn deren Argumentation zu bestimmten Themen an jene pubertierender Jugendlicher erinnert.

Da ich leider nicht in der Lage bin, Ihre Kritik, wonach ich genau wieder auf die Partikelemission hinweise, zu verstehen, kann ich dazu nicht Stellung beziehen.

Wie Sprecher der Autoindustrie - der Verdacht, dass Sie dieser Spezies angehören, drängt sich auf -

zitieren Sie Meldungen, wonach Tierversuche nicht auf den Menschen angewendet werden können.

Ich darf Sie daran erinnern, dass die Pharma- und Kosmetikindustrie diese Forschungsergebnisse

sehr wohl auf den Menschen anwendet.

Man braucht weder Mediziner zu sein, noch an Forschungsprojekten mitarbeiten, um einschlägige Berichte lesen und interpretieren zu können. Wenn sie ausserdem täglich spüren, wie Dieselruß ihre Atemwege und Lunge belasten, sollte eigentlich der sogenannte "Hausverstand" genügen um zu realisieren, dass diese Belastung nicht ohne gesundheitliche Folgen bleiben kann.

Um wirtschaftlichen Zusammenhänge und Abhängigkeiten zu erkennen, muss man sich allerdings etwas die Mühe machen, sich mit den einzelnen Themenbereichen zu beschäftigen. Dass man bestimmte Zusammenhänge nicht kennt oder ignoriert, heisst nicht, dass diese nicht existieren.

Dass Sie nicht glauben, dass hier versucht wird Fakten zu verschweigen, von einer Industrie welche Unsummen in die Entwicklung der Dieseltechnologie investiert hat, diese natürlich auch verkaufen will,

zeigt von einer mir unbegreiflich infantilen Naivität.

Sie glauben an das Gesetz des freien Marktes - Angebot entsteht durch Nachfrage - no na - allerdings kann man Nachfrage sehr wohl beeinflussen, durch steuerliche Vorteile beispielsweise. Der Dieselboom wird also nicht durch den Konsumenten, sondern den Finanzminister, durch seine Ungleichbesteuerung von Benzin und Diesel verursacht.

Dass der Anteil der Dieselfahrzeuge (PKW's) erst in den letzen Jahren so stark zugenommen hat liegt daran, dass vorher - bis auf wenige Ausnahmen - von der Automobilindustrie keine entsprechende

Technologie zur Verfügung gestellt werden konnte. Die Massenverbreitung gelang erst mit der Entwicklung der Turbodieselmotoren.

Woher Sie Ihre Information haben, wonach die Anzahl von Dieselfahrzeugen in der Schweiz zunimmt, entzieht sich meiner Kenntnis, nachdem aber Käufer oft nach nicht nachvollziehbaren Überlegungen handeln, derzeit Dieselfahrzeuge auch leichter als Benziner zu bekommen sind, kann es durchaus sein, dass es zu einer - wenn auch marginalen -Zunahme kommt. Es gibt auch die Kollektivität des Irrtums.

Beispiel Deutschland - höhere Besteuerung, Treibstoffpreis jedoch geringer als jener von Benzin:

Dieses kurzsichtige Phänomen können Sie auch in Österreich wunderbar beobachten. Leute kaufen sich Dieselfahrzeuge welche teilweise um einiges mehr kosten als Benziner, sie sehen aber nur den aktuellen Treibstoffpreis. Um die Mehrkosten des Fahrzeuges zu egalisieren, muss teilweise sieben Jahre und mehr gefahren werden - bei gleichbleibendem Dieselpreis natürlich.

Sie schreiben, es gäbe auf der Welt weit grössere Probleme als das Krebsrisiko durch Dieselruß.

Ich ersuche Sie aber auch, sich vorzustellen sie wären beispielsweise an Lungenkrebs erkrankt. Wie sie vielleicht wissen, ist Lungenkrebs eine Krebsart mit eher geringen Heilungsaussichten. Hätten Sie in dieser Situation auch nur einen einzigen Wunsch, der größer wäre, als ein Heilungserfolg? Hätten Sie irgendein Problem, welches Sie mehr belasten würde?

In Ihrem Fall hätten Sie sich die Krebserkrankung durch den Betrieb eines Dieselfahrzeuges teilweise selbst zuzuschreiben. Möglicherweise sind Sie auch Raucher, Rauchen ist jedoch ein größtenteils durch den Raucher selbst akzeptiertes individuelles Risiko. Wieviele andere aber - Personen welche Dieselfahrzeuge strikt ablehnen - erkranken an Krebs, nur weil Leute wie Sie solche Fahrzeuge betreiben ??

Sie haben schon recht, es gibt viele Probleme auf der Welt, man sieht die anderen Probleme aber besser wenn man selbst kein ernsthaftes hat.

Sie schreiben auch, Sie kennen persönlich niemanden, der an Lungenkrebs erkrankt ist, der nicht gleichzeitig Raucher ist. Und schon gar niemanden, wo sich ein Zusammenhang mit Autoabgasen

erkennen lässt.

Sie würden einen Zusammenhang vermutlich erst erkennen und akzeptieren, wenn jemand, der sich neben dem Auspuff ihres laufenden Diesels befindet, augenblicklich tot umfällt. Durch die Emissionen, nicht durch andere Gewalteinwirkung.

Für den Beweis dieses Zusammenhanges gibt es - wie bereits in meiner Antwort auf ihr erstes Schreiben angeführt - eine Vielzahl von Veröffentlichungen von Studien und epidemiologischen Untersuchungen durch verschiedenste Forschungseinrichtungen. Jeder Lungenfacharzt wird Ihnen bestätigen, dass Erkrankungen der Atemwege exponentiell zunehmen.

Sie schreiben, das Dieselrussproblem besteht nicht erst seit kurzem, da der Partikelausstoss vor 15 Jahren um ein vielfaches höher war als es heute der Fall ist.

Spätestens hier sollte ich meine Kommunikation mit Ihnen endgültig beenden, da Ihre Argumentationen mittlerweile weh tun.

Vor 15 Jahren waren Diesel-PKW's im Vergleich zu heute nahezu nicht existent. Die Partikelemission war hauptsächlich auf den Schwerverkehr beschränkt. Die Partikel älterer Dieselfahrzeuge konnten aufgrund ihrer Größe auch leichter abgehustet werden, was durch die ultrafeinen Partikel moderner Dieselmotoren nicht mehr möglich ist, da unser Körper dagegen keine Abwehrmechanismen besitzt. Heute stammen über 90 Prozent der Dieselemissionen in den Städten von Diesel-PKW's. Dass sich die Beeinträchtigung primär auf die Nähe von Strassen beschränkt, ist logisch, jedoch liegt nahezu jedes Wohnhaus jedes Büro, jede Firma, jeder Sportplatz an einer Strasse. Ausserdem beschränkt sich der Gestank, die Belästigung und gesundheitliche Beeinträchtigung durch Dieselfahrzeuge nicht nur auf dichtbefahrene Strassen, sondern mittlerweile bis in entlegenste Winkel.

Ihre letzen Argumente, nachdem es jedem frei steht, seinen Wohnort so zu wählen, dass er nicht in unmittelbarer Umgebung dichtbefahrener Strassen liegt, der Belastung durch Fahren mit dem Zug aus dem Weg gehen kann, oder im Strassenverkehr einfach auf "Umluft" umschaltet, um den Gestank des vor ihm fahrenden Diesels zu entgehen, zeugen von einem Egoismus bei dem ich mir wünsche, Leute wie Sie nie persönlich kennenlernen zu müssen.

G.Moser