Bio-Diesel
setzt deutlich mehr Krebs erregende Stoffe frei
Schwedische
Studie mit alarmierenden Zahlen
Stockholm
- Nicht alles, was die populäre Vorsilbe "Bio" trägt, muss auch
wirklich besser oder gesünder sein. Eine neue Studie schwedischer
Wissenschaftler bescheinigt dem aus Raps gewonnenen, so genannten Biodiesel
nicht gerade gute Umwelteigenschaften. Demnach werden bei der Verbrennung von
Rapsöl bis zu zehn Mal mehr Krebs erregende Schadstoffe freigesetzt als bei
herkömmlichem Diesel. Dabei handelt es sich um verschiedene
Kohlenwasserstoffverbindungen: ringförmige Benzolmoleküle, Äthylkohlenwasserstoff
sowie Diolefine.
"Wenn es um alternative
Kraftstoffe geht, verteidigen viele Leute die Vorteile, übersehen aber die
Nachteile", meint Professor Jim Ollson von der Technischen Universität
Chalmer in Gothenburg, der die Untersuchungen leitete. "Und ich denke, dies
hier sind Nachteile, die übersehen wurden."
Der auch unter der
Bezeichnung RME (Raps-Methylester) bekannte Pflanzendiesel gilt bislang als
umweltfreundlicher Ersatz für Diesel aus Mineralöl. Er kann von vielen
modernen Selbstzündern ohne spezielle Umrüstung getankt werden. Bisher wurde
stillschweigend davon ausgegangen, dass Fahrzeuge mit Biodiesel deutlich weniger
umweltgefährdende Stoffe ausstoßen als beim Betrieb mit herkömmlichem Diesel.
In der Untersuchung an der
Universität Chalmer verbrannten die Wissenschaftler Biodiesel nach eigenen
Angaben unter genau den Bedingungen, wie sie in den Automotoren herrschen, und
verglichen dann die dabei freigesetzten Emissionen mit jenen, die bei der
Verbrennung von Mineralöldiesel hoher Güte entstehen. Der Studie zufolge haben
die bei der Verbrennung von Biodiesel entstehenden Substanzen überdies ein
"stark Ozon bildendes Potenzial" und fördern die Bildung
"organischen Smogs".
Nach Angaben der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (UFOP) ist die Nachfrage nach Biodiesel in Deutschland in den vergangenen Monaten wegen der stark gestiegenen Dieselpreise drastisch gestiegen. Für dieses Jahr rechnet der Verband mit einer Biodieselproduktion von mindestens 460 000 Tonnen. DW
Welt der Wissenschaft 10.Nov. 2004